Freitag, 3. Juni 2011

Rafael Cortés im Carls Kultursalon

Rafael Cortés & Rafael Cortés Jr.

Bühnenboden wird Instrument

Unna. Wenn auch der Bühnenboden plötzlich zu einem „Instrument“ wird, kann es sich eigentlich nur um eines handeln: Flamenco.
Diese wohl eigenwilligste Hervorbringung spanischer Kultur – schon der Versuch, sich auf linguistischem Wege seinen Ursprüngen zu nähern, brachte die unterschiedlichsten Deutungen hervor – konnten die Besucher des vom Kulturkreis der Unnaer Wirtschaft am Dienstag in der Mercedes-Benz-Niederlassung bewundern.

Musiker schaukeln
sich gegenseitig hoch

Es waren nicht nur die flotten Füße der Tänzerin Rafaela, die die Zuschauer – und eben den Boden der Bühne – in Schwingungen versetzten: Rafael Cortes und seine Musiker brachten mit ihrem technisch perfekten, leidenschaftlichen und oft auch melancholischen Gitarrenspiel ein wenig Andalusien in den Verkaufsraum.
„Improvisation oder nicht?“ mag sich da manch einer gefragt haben bei diesem sehr ursprünglichen, sehr spontanen und doch so ungeheuer homogenen Spiel, bei dem sich die fünf Musiker auch immer wieder gegenseitig anzufeuern und „hochzuschaukeln“ schienen. Eine bezaubernde Nachtstimmung hatte Rafael Cortes zu Beginn des Konzertes als Solist geschaffen, geschickt und beinah unmerklich kamen die anderen hinzu und bauten den Klangkörper so aus, dass man manchmal den Eindruck hatte, ein ganzes Orchester säße dort oben. Und nicht nur die Gitarren sorgen für den Klang, den man für typisch spanisch halten, sondern auch das Klatschen – eigentlich ein eher archaisches Element, das die Musiker aber so beherrschen, dass sie tatsächlich – ähnlich wie bei den Kastagnetten – in der Lage sind, unterschiedliche Töne damit zu erzeugen. Ein herrlicher „unnandalusischer“ Abend!
Unna, 25.05.2011, Martina Lode-Gerke www.derwesten.de